„Spannungsgeladene Premiere
Mit einer besonderen Premiere begeisterte das Ensemble des Weyher Theaters am Freitag seine Zuschauer. Schon bei der Begrüßung der Gäste, verbunden mit dem Hinweis, wann das Publikum fotografieren darf und wann nicht, war klar, dass der Psychothriller „Misery“ nicht für zart besaitete Besucher gedacht ist. Aber es gab auch Momente zum Schmunzeln.
Das Drei-Personen-Stück nach dem gleichnamigen Roman des Erfolgsautors Stephen King in der Bühnenfassung von William Goldman sorgte für spannungsgeladene Szenen, die den Atem der Zuschauer stocken ließen. Goldman hatte auch das Drehbuch zum oscarprämierten Hollywood-Film von 1990 geschrieben. Die Inszenierung auf der Weyher Bühne von Marko Linke zeigte eindrucksvoll, wie stark der menschliche Wille sein kann, selbst in den düstersten Momenten des Lebens. Das aufwendig gestaltete Bühnenbild von Lisa Dittus sorgte mithilfe der Drehbühne dafür, den Ort der Handlung zeitweise vom Gästezimmer in andere Räume zu verlagern.
Heidi Jürgens und Marc Gelhart wird mit der Darstellung der verschiedensten Emotionen viel abverlangt, was beide mit Bravour meistern. Heidi Jürgens gelingt es vortrefflich, Annie Wilkes‘ Faszination für die fiktive Romanfigur Misery, die Unberechenbarkeit ihrer Figur und die sehr realen menschlichen Abgründe abwechselnd zu transportieren. Die von Marc Gelhart gespielten, verzweifelten Bemühungen, sich durch Flucht oder Angriff dem Martyrium zu entziehen, zeigen gekonnt menschlich-instinktive Handlungsmuster in Stresssituationen. Auch Marcus Rudolph trägt in seiner Rolle als Sheriff Buster, stilecht mit Cowboyhut, zum Gelingen der Aufführung bei.
Dem Weyher Theater ist mit „Misery“ eine fantastische Inszenierung gelungen, die neben der unvorhersehbaren Handlung besonders von den intensiven, schauspielerischen Leistungen der Bühnendarsteller lebt. Kein Wunder also, dass das Publikum das Ensemble erst nach mehreren Vorhängen mit stehenden Ovationen in den Abend entließ.“