Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 12. Februar 2020
ICH, HEINZ ERHARDT – FÜR IMMER EIN SCHELM
Es war ein herrlicher Abend. Ein typischer Heinz Erhardt und dennoch so ganz anders. Damit gibt es also in Weyhe zwei verschiedene Veranstaltungen, die sich intensiv mit Heinz Erhardt befassen, eine, die wie einer der berühmten bunten Abende abläuft und die neue, die sich nicht nur mit dem Schaffen, sondern auch intensiv mit dem Leben des großen Schelmes befasst. Und das in einer leichten und äußerst unterhaltsamen Weise. Isolde Beilé, die Grande Dame des Weyhers Theaters, und Thorsten Hamer, als Erhardt-Darsteller schon lange eine Legende in der deutschen Theaterlandschaft, verstehen es blendend aus dem Leben des Komikers Erhardt zu erzählen, ohne langweilig zu werden. Sie tauchen immer tiefer in das Leben und Schaffen des großartigen Mimen ein, wechseln geschickt von einem zum anderen in den Darstellungen und lassen uns teilhaben am Leben von Heinz Erhardt – natürlich nicht ohne immer wieder aus dem Werk des großartigen Künstlers zu zitieren. Und so wechselt der wunderschöne Abend immer wieder zwischen Lachen und Nachdenklichkeit und macht auch manchmal ein wenig betroffen. Eine wunderbare Mischung, die Beilé und Hamer perfekt präsentieren.
Besonders eindringlich sind die Gedichte, die nicht nur einfach unterhalten, sondern zum Nachdenken anregen sollen. Nur auf den ersten Blick ist z.B. der Brief aus Hagenbeck einfach nur niedlich – er bringt den Zuhörer auch dazu, ein wenig nachzudenken über die Kreatur im Zoo. Noch viel intensiver ist jedoch das ABC der Menschlichkeit. Dieses Gedicht überrascht mit seiner Ernsthaftigkeit und vor allem mit seiner Aktualität. Unglaublich, dass solch ein Werk aus der Feder von Erhardt kommt.
Aber der Abend bringt auch vieles, dass wir an Erhardt so lieben. Leicht, lustig, manchmal ein wenig albern, dies und jenes, was zwar bekannt ist, aber immer wieder gerne gehört wird und eine ganze Menge, wovon wir noch nie hörten. Alles eingebettet in eine fröhliche kleine Geschichte über die Wirtin Dörthe aus Cuxhaven, großer Erhardt-Fan, die gerne einen Gala-Abend über ihren Star veranstalten möchte, der aber ein Darsteller dafür fehlt. Es kommt Thorsten, der eigentlich den Job als Kellner haben möchte. Er hat schon von Erhardt gehört, aber könnte sich nie vorstellen, auf einer Bühne zu stehen und Erhardt zu rezitieren. Ein harter Brocken für Dörthe, herrlich dröge und norddeutsch dargestellt von der großartigen Isolde Beilé. Doch Dörthe ist stur und lässt den armen Thorsten nicht aus ihren Fängen. Und ganz ganz langsam wird aus Thorsten Hamer, dem kleinen Kellner, der große Heinz Erhardt.
Und wenn am Schluss dann alle einstimmen in das unvergessene Lied „Immer, wenn ich traurig bin“, dann haben alle einen großartigen Abend verbracht. Und viele entschließen sich spontan, sich noch einmal die große Heinz-Erhardt-Revue anzusehen. Und das ist tatsächlich möglich. Schon Ostern gibt es die Revue in zwei Sondervorstellungen in gewohnt zwerchfellerschütternder Art – wie immer präsentiert und dargestellt vom unvergleichlichen Thorsten Hamer.
ICH, HEINZ ERHARDT – FÜR IMMER EIN SCHELM ist für jeden echten Erhardt-Fan ein absolutes Muss! Schöner kann man nicht alles über einen großartigen Mann, der so vielen Menschen das Lachen lehrte, erfahren. Es war einfach wunderbar! Und es war eine Weltpremiere! Ganz heimlich wurde da in Weyhe ein neues Stück auf die Bretter gebracht, dass noch nie woanders aufgeführt wurde! Danke Isolde Beilé! Danke Thorsten Hamer!