Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 27. August 2017
Für immer Irland
Es ist schon ein besonderes Stück, denn so vieles war keine Überraschung: wir wussten, welches Bühnenbild uns erwartet, wir kannten (bis auf eine) die Figuren der Geschichte und die Schauspieler, die sie verkörpern. Auch die Kostüme haben sich nicht oder kaum verändert und ebenfalls der Aufbau des Stückes ist gleich geblieben – skurrile Geschichten aus dem irischen Dorf Leenane mit den Menschen, die sich tagein tagaus im Pub des Ortes aufhalten, aufgepeppt mit einer Mischung aus bekannten und weniger bekannten irischen Volks- und Kneipenliedern.
Eigentlich hat sich das Ensemble auf der Bühne nicht nur um eine Person vermehrt, nämlich die deutsche auswanderungswillige Lehrerin Helga Becker, sondern auch noch um eine weitere ½ Person, die Tochter von Charly McGuire und Roxy Donegal namens Brenda, die sich allerdings höflich zurückzieht in ihren Kinderwagen.
Und schon sind wir bei den Veränderungen der Figuren: wie gesagt: Charly McGuire und Roxy Donegal sind nun ein verheiratetes Paar und haben inzwischen ein Kind. Auch Shane McCardigan und Mia de Jong sind noch zusammen, ebenso Iris McGuire und John Boulder. Nach wie vor solo sind auch nach zwei Jahren immer noch Jack McDoyle, Grantler Richard Spencer und der liebenswert schrullige Tubby Tubson,seines Zeichens Pubwirt, der immer für eine sichere Pointe gut ist. Und hinten in der Ecke sitzt ebenfalls immer noch Larry Foster, um mit seiner Gitarre für den musikalischen Rahmen zu sorgen.
John Boulder hat zwischenzeitlich ein Buch veröffentlicht über das Dorf Leenane und seine Bewohner. Einige Bewohner finden sich vor der Welt bloß gestellt und sind auf John nicht gerade gut zu sprechen, obwohl das Buch für Touristen und damit für Umsatz sorgt.
Es hat sich also nicht so ganz viel geändert seit dem ersten Teil der Geschichten aus Leenane.
Hat es doch! Die Menschen in dem kleinen uns wohlbekannten Dorf kriegen sich gehörig in die Wolle. Und das Leben für alle Bewohner wird nicht leicht in Leenane... Denn zwischen den Frauen und den Männern bricht der Geschlechterkrieg aus. Gut, dass es die Weisen des Dorfes McCardigan und McDoyle gibt, die irgendwann die Erleuchtung haben.
Wer also Lust hat, noch einmal nach Irland zu reisen und zu erleben, was es Neues im Dorf Leenane gibt, dem sei „Für immer Irland“ sehr empfohlen. Und im zweiten Teil ist auch unser irischer Lieblingssong dabei: Seven drunken nights.
Ein kleiner Wermutstropfen bei der gestrigen Vorstellung waren Probleme bei der Aussteuerung des Tones, so das der Gesang für einige Zuschauer teilweise zu laut war. Aber im zweiten Teil wurde da nachgeregelt und so waren auch die Gäste in den vorderen Reihen zufrieden. Vielleicht ein Grund für die Betroffenen, noch einmal zu kommen um das komplette Stück zu genießen? Wir jedenfalls machen es so!
Insgesamt ist „Für immer Irland“ unserer Meinung nach nicht ganz so kraftvoll irisch, wie „Ein Traum von Irland“. Das gleicht sich aber aus durch das Wiedersehen mit Figuren, die man schon im ersten Teil lieb gewonnen hat. Für alle, die den ersten Teil schon sahen, ist „Für immer Irland“ einfach ein Muss. Wer will nicht wissen, wie das Leben in Leenane weiter geht? Den wenigen Erstbesuchern sei gesagt: Es ist nicht nötig (wenn auch durchaus hilfreich) den ersten Teil der Irland-Geschichten zu kennen, um mit dem zweiten Teil klar zu kommen. Allein die Darsteller sind hochkarätig: die immer köstliche Isolde Beilé, der als Ritchie nach wie vor grantelnde Joachim Börker, die in ihrer Rolle als selbstbewusste junge Frau aufgehende Nathalie Bretscheider, Marc Gelhart, der sich als Künstler von allen missverstanden fühlt, die stimmgewaltige Lisette Groot, die als Mia de Jong sich nichts gefallen lässt, Thorsten Hamer, auf dessen Pointen so viele Besucher regelrecht ungeduldig warten, Sarah Kluge, die mit ihrer eindrucksvollen Stimme Nackenhaare knistern lässt, Kay Kruppa, nach wie vor einer der Publikumslieblinge, Patrick Kuhlmann (gestern vertreten durch Eike Dittmers) der zum ersten Mal seit den legendären Cash-Vorstellungen reden darf, Marco Linke mit seiner beeindruckenden kraftvollen Stimme und schließlich Frank Pinkus, der sich die Fortsetzung einfallen ließ, eine der Hauptrollen spielt und verantwortlich für die Inszenierung des Stückes ist.
Also noch einmal: „Für immer Irland“ macht Spaß und ist einen entspannten Abend im Weyher Theater immer wert. Einfach hingehen und eine tolle Vorstellung genießen.