Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 01. Januar 2015
Das war sie, die erste Hälfte der Theatersaison 14/15. Hui ist die Zeit schnell herum gegangen! Vielleicht auch deshalb, weil die Sommerferien so spät lagen, dementsprechend die Theaterferien auch und dadurch die zweite Saisonhälfte etwas kürzer war. Ganz bestimmt auch, weil so viel passierte. Gefühlsmäßig zog das Theater noch ein paar mehr Besucher an (wenn das überhaupt noch mangels verfügbarer Plätze möglich ist) und die fleißigen Bienchen an der Kasse hatten wieder mal alle Hände voll zu tun. Kaum zu glauben, dass dennoch immer mal ein kurzes Winken oder ein paar freundliche Worte möglich sind. Danke!
Das muss ohnehin mal deutlich gesagt werden: eine der Säulen des Weyher Theaters ist die spürbare Loyalität seiner Mitarbeiter. Alle sind gerne hier und das spürt der Gast und ist einfach gesagt, ebenso gerne hier. Er fühlt sich wohl und kommt wieder. So einfach ist das. Na ja – fast. Es muss natürlich auch auf der Bühne etwas geboten werden, was den Theaterbesucher anspricht. Hallo!?! Müssen wir darüber eigentlich noch sprechen? Bei d e m Intendanten? Bei d e m Dramaturgen? Bei d e m Ensemble?
Es begann in dieser Saison als Wiederaufnahme mit „Alles hat seine Zeit“. Was haben wir geprustet bei den traumhaft verrückten Verkleidungen von Kay Kruppa: Taucher, Kuh, Boxer – einen schönen Mann kann eben nichts entstellen.
Und dann kam schon zu so frühem Zeitpunkt der Renner der Saison: Männerparadies. Ein Stück völlig ohne Frauen. Kann das gehen? Es kann! Solange ein Vernünftiger dabei ist, nämlich Frank Pinkus als Dieter. Das war’s aber auch schon. Alle anderen Figuren auf der Bühne sind total ausgeflippt. Und eigentlich Dieter auch – nur nicht sofort. Und wieder mal Kay Kruppa: hat man einen derart sympathischen Zahnarzt mit Alkoholproblem schon mal gesehen? Und wenn es dann auch noch in Hälfte zwei der Vorstellung zum Äußersten kommt, tobt der Saal: „Sach ma – hadder wirklich…?“ – „Hadder! Guck da nich so hin, Erna!“ Und dann noch ein Joachim Börker in Schürze! Das hat einfach was!
Im Oktober, wenn andere Freimarkt feiern, gehen die Weyher lieber ins Theater, um ein letztes Mal den Herrenabend zu genießen. Und kaum zu glauben: wieder halten Männer ihr zweitbestes Stück ins Publikum! Und wieder kennt die Begeisterung keine Grenzen. Doch in diesem Stück zeigen auch mal die Damen, dass die Herren in Sachen Erotik noch nicht völlig ausgelernt haben. Und ein neues Gesicht taucht auf: Christian Onciu. Er hat die nicht leichte Aufgabe, Thomas Kahle, der nach Bonn gegangen ist, in diesem Stück zu ersetzen. Wir waren skeptisch. Absolut grundlos! Christian hat seiner Figur neues Leben eingehaucht und mit seiner ganz besonderen Persönlichkeit erfüllt! Es war köstlich!
Ende Oktober dann begraben die Bremer ihren Freimarkt und auch in Weyhe scheint eine Geschichte final auszugehen. „Bei Anruf Mord“. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe der jüngeren Zuschauer, die diesen Klassiker noch nicht kennen und der deshalb neu für sie ist. Viele der älteren Besucher haben vergessen, wie die Geschichte ausgeht. Und sie verläuft gemein, gefühllos, grausam aber auch irgendwie genial gerissen. Ich werde nicht die Zuschauerin vergessen, die völlig eingenommen von dem Stück an der fiesesten Stelle laut und deutlich „Was für ein A…!“ auf die Bühne hinauf rief. Kann es für die Qualität eines aufgeführten Stückes ein größeres Kompliment geben, als das die Zuschauer vergessen, im Theater zu sein. Der Schluss ist dann so berührend, dass die Besucher ihre Begeisterung noch gar nicht sofort zeigen können. Doch das geht auch den gestandenen SchauspielerInnen auf der Bühne so. Auch nach einigen Vorstellungen brauchen sie zwei bis drei Vorhänge, um wieder aus dem Stück herauszutreten und sich über den Applaus zu freuen. Eindrucksvoll!
Das Jahresende gehört dann wieder den Kindern. In 59 Vorstellungen gingen tausende von begeisterten Kindern auf große Kaperfahrt mit Wicki, dem genialen kleinen Wikinger. Nur eine Vorstellung, traditionell am Vortag des heiligen Abends, gehört den Erwachsenen. Auch wir hatten Karten – natürlich! Aber eine Erkrankung zwang uns, zuhause zu bleiben. Traurig konnten wir uns also nur berichten lassen, dass auch diese Vorstellung wieder einmal ein rauschender Erfolg war. Und wieder eine Besonderheit im Weyher Theater, denn Wicki war auch die Premiere in Weyhe für den neuen Schauspieler Carsten Steuwer. Wir konnten seinen Einstand leider nicht erleben, kennen ihn aber schon aus der Vergangenheit und wissen deshalb, dass auch Carsten sich prima ins Ensemble einfügen wird.
Und nun geht es also weiter mit Glanzlichtern des Weyher Theaters. Die Weihnachtszeit endet und das neue Jahr beginnt mit großartigen Produktionen: Männerparadies, Cash, Bei Anruf Mord, Alles hat seine Zeit, nochmals Männerparadies. Und dann im Februar die erste Premiere des Jahres 2015: Die Sonne und du. Aber das ist eigentlich schon wieder Inhalt unseres Rückblickes auf die zweite Saisonhälfte im kommenden Sommer.
Eigentlich hatten wir den Plan, zum Ende des Jahres noch einmal so richtig Spaß und Freude zu haben im Weyher Theater. Die Gesundheit machte uns einen Strich durch die Rechnung und statt in unser geliebtes Theater führte uns der Weg ins Krankenhaus. Aber jetzt geht es wieder aufwärts und nun werden wir so oft wie möglich kommen. Und in jeder einzelnen Vorstellung werden wir die goldenen Kugeln der Phantasie, die die Schauspieler von der Bühne aus ins Publikum werfen, auffangen und neue Kraft daraus schöpfen. Und wir wissen: es wird funktionieren, wie es all die Jahre immer wieder funktioniert hat. Wir freuen uns auf Euch!