Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 07. Oktober 2018
GETEILT DURCH DREI
Ein Olivengut in der Toscana! Für viele Deutsche nach wie vor ein Lebenstraum! In unserer Geschichte sieht es allerdings etwas anders aus. Drei Brüder erben nämlich dieses Gut von ihrem verstorbenen Vater Bruno, der sich vor vielen Jahren aus Deutschland in die Toscana abgesetzt und dort sein Glück gemacht hat. Die Brüder sind Geschmackssache: Harry ist ein echter Kotzbrocken, Mats eine Memme, der unter der eisernen Fuchtel seiner Frau Nadine steht, deren Ehe sich vor dem Aus befindet und David, ein Feigling, der abgehauen ist, als seine Freundin Finja von Ihm schwanger wurde. Alle drei haben einen erfolgreichen beruflichen Weg beschritten, aber menschlich ist eine Menge auf der Strecken geblieben. Sie reden noch nicht mal miteinander. Diese fünf treffen sich also im Olivengut ihres Vaters, um das Erbe so schnell wie möglich zu verkaufen und dann ohne Umwege wieder in ihr altes Leben zurückzukehren. Auf dem Gut befinden sich die Verwalterin Lena, Fritz, der Verantwortliche für die Olivenwirtschaft und Lucia, die Nachbarin, alle auch Vertraute von Bruno, dem teuren Verblichenen. Und Bruno, der das Schicksal seiner Söhne per Internet verfolgt hat, hat sich eine kleine Gemeinheit ausgedacht: zwar dürfen sie mit ihrem Erbe machen, was sie wollen, jedoch müssen sie vorher eine Woche zusammen auf dem Gut verbringen. Und Lena, Lucia und Fritz haben den Auftrag bekommen, aus den kleinbürgerlichen deutschen Städtern echte Italiener mit landestypischer Lebensart zu machen. Und wenn es mal kompliziert wird, dann hat auch Bruno selber so seine Möglichkeiten, in das Geschehen einzugreifen…
Frank Pinkus und Kay Kruppa ist es gelungen, eine herrliche Geschichte zu entwerfen, die davon lebt, Träume auferstehen zu lassen, aus Lebensversagern Lebenskünstler zu machen und dabei nicht mit Komik aber auch viel Gefühl zu sparen. Es war einfach ein herrlichen Abend, an dem wir uns wirklich schlapp gelacht und an seinem Ende sogar ein paar Tränchen vergossen haben. Es war einfach wunderbar!
Ein besonderes Ereignis war der Einstand von Beatrice Kapps-Zurmahr, die mit diesem Stück zum ersten Mal auf der Weyher Bühne gestanden hat. Und sie hatte die nicht leichte Aufgabe, das Publikum als Erzählerin durch die Geschichte zu führen und gleichzeitig als zentrale Figur auf dem Gut die Fäden in der Hand zu halten. Und das Kunststück hat sie mit Bravour gemeistert. Mit großem Charme hat sie das Publikum mit sich in die Toscana genommen, um dort dann den drei Brüdern ordentlich den Kopf zu waschen. Es war einfach toll. Wir freuen uns sehr, sie nun in den Reihen der Weyher Schauspieler zu wissen und nehmen sie hiermit symbolisch ganz fest in den Arm: es ist schön, dass sie nun da ist!
Neu für uns war es, Lisette Groot und ihren Kollegen Thorsten Hamer als fiese und gemeine Kotzbrocken (Entschuldigung! Aber so ist es nun mal!) zu erleben. Aber auch diese ungewohnte Aufgabe meisterten beide perfekt. Noch nie haben wir bei Lisette so böse Augen erlebt! Und zum ersten Mal konnten wir Thorsten als echten Unterdrücker und lauten Tyrannen beobachten. Marco Linke gab den erfolgreichen Anwalt, der zuhause keinen Mucks von sich geben darf und nichts ohne Zustimmung seiner Frau macht. Auch diese Rolle war mit Marco perfekt besetzt. Und schließlich spielte Patrick Michel den vom Leben überforderten, aber eigentlich lieben Versager, der am liebsten ganz woanders sein würde. Auch diese Figur war punktgenau besetzt und ebenso glaubhaft, wie alle anderen. Sarah Kluge spielt ebenso perfekt Lucia, die Nachbarin, die im Hintergrund eine Menge Fäden zieht und genau weiß, was sie will und alle ihre Vorzüge dafür einsetzt. Nathalie Bretschneider ist die Finja, die wir mit sehr viel Mitgefühl durch Schwangerschaft und Geburt begleiten durften. Sehr glaubwürdig gespielt und mit viel Sympathie auf die Bühne gebracht. Und dann ist da noch der unvergleichliche Joachim Börker, der es sich nicht nehmen lässt, immer mal wieder als Fritz, deutliche Worte zu sprechen und sein Missfallen über die deutschen Einfaltspinsel klar zu machen. Logisch, dass er das auf seine ganz eigene Art tut und wir großen Spaß daran haben.
GETEILT DURCH DREI ist ein rundum gelungenes Stück mit viel Spaß und fast noch mehr Herz, das Frank Pinkus und Kay Kruppa perfekt geschrieben haben und von Frank Pinkus wunderbar in Szene gesetzt wurde. Kein Wunder! Bei so einem Ensemble! Bei so einem wundervollen Bühnenbild, das Hermes Schmid und Lisa Kück geschaffen haben und bei den tollen Kostümen, die Annika Töbelmann gezaubert hat. Dazu kommt eine Technik, die punktgenau arbeitet mit Anicia Stehmeier und Tobias Jäckel, abwechselnd mit Thorben Kalms und Charlyn Schmitt und natürlich auch die Maske in Person von Franziska Becker und Lisette Groot, die hinter Bühne im Laufschritt immer alles parat haben, was gebraucht wird. Last but not least wollen wir auch Marc Gelhart nicht vergessen, der als Regieassistent für die so schrecklich vielen Kleinigkeiten gesorgt hat, ohne die ein wunderbares Theaterstück nicht existieren kann. Außerdem sitzt er in den ersten Vorstellungen rechts oben über der Bühne auf dem Soufflageplatz und sorgt dafür, dass niemand da unten den Faden verliert.
Nun haben wir scheinbar alle genannt, die für dieses äußerst amüsante Theatervergnügen nötig sind und doch fehlen noch so viele: das Einlasspersonal, die Menschen in der Gastronomie, die Garderobenbesorger und natürlich die Kassendamen, ohne die niemand eine Eintrittskarte erhalten würde.
Und genau das empfehlen wir ganz ganz dringend: sich schnell eine Eintrittskarte zu besorgen, um dieses wunderbare Stück nicht zu verpassen. Ein rundum herrlicher Abend im Weyher Theater wartet auf die Besucher mit viel Spaß, ordentlich Gefühl und faszinierende Menschen! Einfach Balsam für Seele!
Danke allen, die sich wieder so viel Mühe gemacht haben, dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu bereiten!