Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 03. Februar 2019
GELD STINKT NICHT – FUNNY MONEY
Es ist wie ein Traum: Ausgerechnet an seinem Geburtstag „findet“ Henry einen Koffer mit unendlich viel Geld. Genug, um davon bis zu seinem Lebensende in Wohlstand zu leben. Sehr wahrscheinlich, dass es sich um illegale Scheine handelt. Was also tun? Die Versuchung ist groß. Warum soll man immer ehrlich sein, nur damit sich dann andere das Geld einverleiben? Einmal im Leben möchte man doch auch gerne mal Gewinner sein. Also schnell einen Flug in die Sonne gebucht, Abflug möglichst umgehend, Frau unter den Arm geklemmt, Taxi bestellt und ab zum Airport! Schließlich weiß man ja nicht, ob der Erstbesitzer des Reichtums bereits mit gezogener Pistole längst auf der Spur des „Finders“ ist. Klingelt da nicht vielleicht schon das Telefon? Oder war es die Türglocke?
Doch was, wenn die Liebste nicht mitmacht? Wenn sie Ihr Leben nicht einfach so mir nichts dir nichts über den Haufen werfen will? Und wenn die besten Freunde einem ins Gewissen reden wollen. Ach was! Erstere ist eben naiv und Letztere sind neidisch! Doch so einfach kann man es sich wohl doch nicht machen.
Die Situation wird kritisch, als auch noch ein Polizist auftaucht. Es war auch dämlich, die Kohle ausgerechnet in einem Pub nachzuzählen und sich von einem Polizisten beobachten zu lassen, wie man mehr als auffällig aus der Fassung gerät! Ganz haarsträubend wird die Chose, als ein zweiter Polizist Jean, Henrys Frau, die (zum Glück falsche) Nachricht vom Ableben ihres Gemahls überbringt… Jetzt heißt es, pfiffig zu reagieren. Aber ob Henry, Jean und deren Freunde Vic und Betty wirklich die optimale Besetzung für die jetzt dringend benötigten trefflichen Reaktionen sind?
Es ist eine typische Cooney-Komödie also, die turbulent und voller brüllend komischer Situationen den Zuschauer sich vor Lachen krümmen lässt. Ein Komödienklassiker allererste Sahne wartet auf den Theaterfan. Kay Kruppa als Henry, der alle Register des Komödientheaters ziehen kann. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt beherrscht er alle Nuancen brillant. Heidi Jürgens spielt Jean. Diese Rolle ist für sie ein großartiges Geschenk, denn niemand könnte wohl Jean so überzeugend und vor allem Lachtränen treibend auf die Bühne bringen. Wenn Ihre Stimme unter Einfluss des Dämons Alkohol abgleitet ins leicht Vulgäre, dann hört man die Schenkelklopfer im Publikum. Thorsten Hamer spielt den Vic. Der Großmeister des Humors bedankt sich für diese Paraderolle mit allen hinreißenden Formen der Begriffsstutzigkeit, die das Publikum jauchzen lassen vor Vergnügen. Antje K. Klattenhoff ist Betty. Sie mimt die Freundin der Perkins und überzeugt durch die immer deutlicheren Hinweise auf die moralische Veränderung ihrer Figur. Ihre große Erfahrung auf der Komödienbühne macht sie zu einer tollen Schauspielerin. Hermes Schmid ist Sergeant Davenport. Beeindruckend, wie er den verantwortungsbewussten Beamten immer wieder an den Rand der Versuchung entlangschlittern lässt und man fast bis zum Schluss nicht weiß, für welche Seite er sich wohl entscheiden wird. Joachim Börker spielt Sergeant Slater. Seine Figur ist der totale Gegensatz zum anderen Polizeibeamten. Er ist pflichtbewusst, etwas kleinbürgerlich und moralisch leicht rückständig. Eine wunderbare Rolle für den Routinier Börker. Last but not least gibt Marc Gelhart den Taxifahrer Bill. Er tänzelt leichtfüßig zwischen der Lockerheit eines mit allen Wassern gewaschenen Londoner Taxifahrers, des von seinen Kunden einfach nur genervten Dienstleisters und des tiefbösen Opfers im Straßenverkehr hin und her. Eine tolle Rolle für einen großen Theatermann, der gerne die kleinen Menschen dieser Welt spielt.
Eine Klassebesetzung und ein Klassiker der Komödienbühne. Was will man mehr! Cooney hat mit „Geld stinkt nicht“ die Humorschraube noch ein gutes Stück angedreht, obwohl wir, nach „Rente gut, alles gut“ und vor allem „Taxi Taxi“ und „Außer Kontrolle“, nicht dachten, dass es noch wahnwitziger gehen kann. Es kann! In einem kleinen Ort hoch im Norden, dass einfach nicht aufhört, der Welt zu zeigen, dass gutes Theater keine Frage des Standortes ist, sondern einzig und allein davon abhängt, ob die Menschen, die vor, auf und hinter der Bühne stehen, von Ihrem Tun überzeugt sind und einfach die Begeisterung für ihr Theater in jeder noch so kleinen Geste rüberbringen.
Also dann: tief Luft holen (denn wer lacht ohne Ende, hat Mühe, Luft zu bekommen) und hinein ins Vergnügen! Geld stinkt nicht! Doch Achtung! Die Karten werden langsam knapp und es ist schon nicht mehr möglich, für alle Vorstellungen genügend Karten zu bekommen – deswegen wurden schon jetzt einige wenige Zusatzvorstellungen an diese Staffel angehängt. Und es wäre wirklich schade, wenn der Besuch am rechtzeitigen Kartenkauf scheitern würde, denn nur im Weyher Theater gibt es die Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens:
- Wird Henry Perkins sich seine Träume vom Leben endlich erfüllen können?
- Wird Jean Perkins an der Situation zerbrechen?
- Wird Betty Johnson das unmoralischte Angebot ihres Lebens annehmen?
- Wird Vic Johnson irgendwann doch wieder den Durchblick bekommen und alle Zusammenhänge begreifen?
- Wird Sergeant Davenport den Pfad der Tugend verlassen?
- Wird Sergeant Slater auch die schlüpfrigen Seiten des Lebens einfach so hinnehmen, wie sie sind?
- Und vor allem: wird Taxifahrer Ben – oder hieß er doch Bill? – jemals wieder Fahrgäste transportieren?
Das Leben könnte so einfach sein, wenn es diese vielen bohrenden Fragen nicht gäbe. Doch am Ende wird es Antworten für alle diese Probleme geben, wenn auch nicht immer die von den Theaterbesuchern erwarteten! Versprochen! Ein wunderbares Stück mit herrlichen Schauspielern. Voller Spaß und Lachen ohne Ende. Das haben sich alle verdient! Wir wünschen allen Theatergästen einen absolut runden Abend, der noch lange vorhält.