Bernd Finken aus Bremen, am 22. Januar 2016
Ganz schön mutig, vor etwas über 300 Heinz-Erhardt-Fachleuten eine Revue über den großen Humoristen zu präsentieren! Denn Fachleute sind doch fast alle Zuschauer, oder? Über den Jahreswechsel wurden wieder einmal zahllose Erhardt-Filme im TV gezeigt und an Silvester gab es auf allen Kanälen die besten Sketche und Szenen. Und das passiert Jahr für Jahr immer wieder. Und zwischendurch taucht der legendäre Spaßmacher auch regelmäßig auf. Egal, wie alt der Zuschauer ist: von Heinz Erhardt hat jeder schon gehört und gesehen. Und jeder wird ganz genau hinschauen, ob der Mensch auf der Bühne dem Menschen aus dem Fernsehen das Wasser reichen kann. Kurz und gut: er kann!
Nicht nur die Figur auf der Bühne ist überraschend ähnlich, auch seine Stimme ist täuschend echt. Und vor allem die Präsentation der Sketche, Gedichte, Szenen und Lieder ist detailgenau. Mimik und Gestik sind überzeugend. Dennoch taucht immer mal wieder der Künstler Thorsten Hamer zwischen den Zeilen auf. Hier wird nicht reproduziert – hier wird interpretiert. Mit Liebe, Sympathie und Bewunderung für einen einzigartigen Künstler der leichten Unterhaltung. Es war ein wundervoller Abend aus der großen Zeit der bunten Abende und des Varietées, die viele der Zuschauer selber nicht mehr erlebt haben. Aber nun haben sie eine Ahnung, was sie verpasst haben. Die späte Geburt ist nicht immer eine Gnade. Zum Glück gibt es Thorsten Hamer, der einer der begnadetsten Erhardt-Interpreten unserer Zeit ist. Er und seine kongenialen Mitstreiter auf der Bühne, Nathalie Bretschneider, Marc Gelhart und Kevin Kuhlmann am Klavier, schenken uns einen Blick auf einen Menschen, der wahrhaft unsterblich geworden ist. Und niemand im gemütlichen Zuschauerraum ahnt, wie hart sie alle für diesen Erfolg gearbeitet haben. Es stimmt schon: Je leichter die Muse, desto schwerer die Arbeit! Und wenn niemand ahnt, wie viele Mühe es gekostet hat, dann ist man perfekt!
Geboten wird einfach alles, was der Heinz-Erhardt-Fan von einem Abend mit Werken dieses großen Künstlers erwartet: das berühmte Theaterstück mit G, natürlich König Erl, selbstverständlich die Made, der legendäre Ritter Fips und und und. Und wenn man die Augen schloss, glaubte man mitten in einem großen Sendesaal eines Radiosenders zu sitzen und die Aufzeichnung eines Straßenfegers mit dem Meister des intelligenten Unsinns live zu erleben.
Der Applaus am Schluss war so, wie er sein musste: endlos, frenetisch, stehend und begeistert. Das Weyher Theater hat spätestens jetzt nun also verdienterweise noch einen Star in seinen Reihen. Ein derart perfektes Theater, von außen, von innen, auf der Bühne, hinter der Bühne, in der Gastronomie, hinter der Theke der Garderobe, bei der Platzsuche, an der Kasse und in der Verwaltung sucht im Norden seinesgleichen!
Es gibt nicht mehr viele Karten. Leider! Dennoch, wer es irgendwie schaffen kann, der sollte dieses Ereignis in Weyhe nicht verpassen!