Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 31. Dezember 2013
So schnell ging es vorbei, das Jahr 2013.
Und was gab es nicht alles zu sehen im Weyher Theater: da waren zu Beginn der neuen Saison die Highlights aus 2012/13:
- Und morgen noch mal von vorn mit seiner trickreichen Story und der so liebenswerten Hauptfigur, den wir am liebsten bei der Hand genommen hätten, um ihn zu beschützen.
- Es kann nur besser werden mit Marco Linkes umwerfender Sonnenmilchnummer, die jedem Orthopäden (und nicht nur dem) die Tränen in die Augen getrieben hätte.
Und dann kamen die Knaller der neuen Saison:
- Taxi, Taxi mit einem Hauptdarstellerpaar in absoluter Höchstform. Wir wussten schon immer, dass sie Spitze sind, aber das schlug dem Fass die Krone ins Gesicht!!! Und wer die inzwischen berühmten Schlüsselszenen verpasst hat, der weiß nun, warum nur ein mal ein Stück schauen in Weyhe eben doch viel zu wenig ist!!! Es ist schon gemein: solche Szenen sind ein Alptraum für einen Schauspieler und gleichzeitig ein unvergessliches Highlight für den Besucher. Und die Kulissenbauer/-innen würden sich bestimmt am liebsten in Luft auflösen!
- Rain Main. Ein Stück, das plötzlich ganz leise Töne anschlägt und das uns ein kleines Tränchen hinunter laufen lies bei der wunderschönen Kussszene zwischen Nathalie Bretschneider und Hermes Schmidt. Denkt man daran, ist man noch immer ergriffen. Und einfach toll das Schauspiel von Marco Linke.
- Nie mehr allein. Was soll man dazu sagen? Da ist einer völlig allein mitten auf der Bühne in Weyhe. Eine ganze Vorstellung lang. Und stellt dabei ein komplettes Ensemble dar. Und das macht er unnachahmlich! Niemals wieder werden wir denken, dass Ein-Personen-Stücke langweilig sind. In Weyhe sind sie ein echtes Highlight der Saison! Und uns tun die Zuschauer leid, die bei einer inzwischen legendären Abendvorstellung nicht dabei waren, als eine ältere Damen mit unbewegtem Gesicht an der Bühne entlang in Richtung Ausgang strebte, den Blick starr nach vorne gerichtet und der Hauptfigur Bernd Brückner, der gerade die interessantesten Stellungen für sein Bett- und Wühlfest austestete und dabei gerade mal 80 Zentimeter von der Dame entfernt agierte, nicht eines Blickes würdigte. Als Bernd sich gemäß Inszenierung umdrehte und nun direkt der Dame ins Gesicht blickte, verlor er Fassung, Text und Rolle, verwandelte sich zurück in Kay Kruppa und schaute der Dame bewegungslos nach, bis diese durch die Tür entschwand. Ein lange Blick ins Publikum, das sich schon königlich amüsierte, und dann kamen die unvergesslichen Worte: “Aber Sie bleiben doch noch ein wenig?“ Wir haben schon oft tosenden Applaus in Weyhe erlebt. Aber was dann kam, war einmalig in der Geschichte des Theaters!!! Enorm, was so ein Theatergebäude alles aushalten kann!!!
- Das Sams. Es war eines der ungewöhnlichsten Theater-Erlebnisse in unserem Leben. Es gibt nämlich in Weyhe eine einzige Weihnachtsmärchen-Vorstellung, die (kindlich gesehen) zu nächtlicher Zeit um 20 Uhr beginnt. Und zu dieser Vorstellung passieren sehr seltsame Dinge, die man als Besucher wohl kaum wieder vergessen wird. Da füllt sich der Zuschauerraum mit über 300 Menschen, die dort eigentlich gar nichts zu suchen haben, denn schließlich ist das Sams doch das Weihnachtsmärchen für die Kinder! Wir schauen um uns herum. Nur ein paar ältere Kinder, aber vor allem Muttis, Vatis, Opis und Omis (und ein paar andere Erwachsene). Und alle haben diesen Gesichtsausdruck, den man bei diesen älteren Menschen nur noch selten sieht: glänzende Augen, ein Lächeln um die Mundwinkel und fast ein wenig aufgeregt plappert alles durcheinander. Man meint sogar, ein ganz klein wenig Trotz in den Gesichtern zu sehen: „Wir wollen auch unser Weihnachtsmärchen, basta!“ Die Vorstellung beginnt: Marc Gelhart erzählt vom Sams, Marco Linke hüpft wie ein Gummiball über die Bühne und spielt sich in nur wenigen Momenten in die Herzen des Publikums, Thomas Kahle gibt den etwas überforderten Papa, den man eigentlich nur über den Kopf streichen kann, Simon Kase ist der Lehrer, dem genau das passiert, was man sich als Schüler immer gewünscht hat, Nathalie Bretschneider ist nicht nur die Vermieterin, die sie mit Seele gibt und mit kleinen Fiesheiten spickt und schließlich der köstliche Joachim Börker, der ein Bier zuviel getrunken hatte – oder waren es sogar zwei?
Ein Höhepunkt der Vorstellung neben den vielen anderen ist das Wecken des Herrn Taschenbier, wenn Papa, Mama, Opa und Oma mit diebischer Freude und voller Inbrunst „Aufstehen!“ brüllen und sich scheckig dabei lachen!
Und leider kam dann irgendwann und viel zu früh das Finale. Welches Weihnachtsmärchen in Deutschland hat wohl noch so viele Vorhänge bekommen, begeisterte Rufe und heftiges Trampeln? Es war gigantisch! Das Publikum war begeistert, hingerissen, hat sich köstlich amüsiert und vor allem: kommt im nächsten Jahr wieder, denn sie wissen nun als Allererste, welches Märchen im nächsten Jahr gespielt wird. Und das lässt sich niemand entgehen! Allerdings: wenn es 2013 schon ruckzuck ausverkauft war – was machen wir 2014, damit alle es sehen können?
Und dann war da noch das Lieblingsstück von tausenden begeisterten Besuchern! Auch 2013. Und die nächsten Jahre wird das so weiter gehen, da sind wir ganz sicher!
- CASH! Die Lebensgeschichte eines begnadeten Sängers, dargestellt, gespielt und gesungen von einem einmaligen Ensemble, das man nie und nimmer in einem kleinen Theater am Rande einer großen Stadt vermutet hätte. Über 150 mal standen sie auf der Bühne und haben ihre Zuschauer bezaubert, begeistert und hingerissen. Und sie werden damit nicht aufhören. Und wir werden nicht aufhören immer und immer wieder dabei zu sein!!! Und Kay Kruppa als Cash ist jedes Mal wieder ein echtes Erlebnis!
Wie kann man sich bei den Schauspielern und Musikern bedanken? Da gibt es wohl nur zwei Dinge, die die Wertschätzung wirklich ausdrücken:
Da ist zunächst einmal der Applaus. Er ist des Künstlers Brot – vor allem aber vermittelt der Applaus dem Schauspieler die schöne Gewissheit, dem Publikum Freude bereitet zu haben. Und nichts anderes ist der Grund, diesen schweren und anstrengenden Beruf ergriffen zu haben. Und wie schwer ist er! Wie oft sahen wir kleine Schweißperlen vor Anstrengung herunter rinnen und wie oft litten wir mit, wenn wir ahnten, wie Kraft raubend eine Rolle war, wenn die Gesichter der Schauspieler beim Schlussapplaus Minuten brauchten, um sich zu entspannen. Wir nehmen uns deshalb vor, noch deutlicher und kräftiger zu zeigen, wenn es uns gefallen hat. Klatschen, trampeln, aufstehen, rufen – das alles ist im Finale erlaubt und wir werden die ganze Palette ausreizen.
Noch wertvoller ist aber die zweite Art des Dankes, die der Theaterbesucher seinen Schauspielern übermitteln kann: Treue! Schlicht und einfach wiederkommen. Was hält den Besucher davon ab, ein Stück auch öfter zu sehen, wenn es ihm gefallen hat? Nichts und niemand! Und es ist ein großes Erlebnis, beim nächsten Besuch auch Dinge zu sehen, die man beim Erstbesuch gar nicht bemerkt hat. So viele winzig kleine Details, Gesten, manchmal sogar Versprecher, die mit Akribie erdacht und umgesetzt wurden. Sie sind es wert, bemerkt zu werden.
Für ein Jahr voller Spaß, Spannung, Emotionen und oft einfach nur Glück bedanken wir uns bei allen, die uns im Weyher Theater unvergleichliche Stunden geschenkt haben. Und ausdrücklich beziehen wir auch die vielen Helfer vor, hinter und neben der Bühne mit ein. Die fleißigen und immer freundlichen Menschen hinter den Bars von Kerle, Kerle, Why not und Shakespeare’s, das Einlasspersonal, das uns entgegenlächelt und mit strahlendem Lächeln den Platz zeigt, die ebenso netten Garderobieren und die Frauen an der Kasse, die uns immer die richtigen Karten geben. Und dann gibt es noch die unsichtbaren Zauberer, von denen man nur ahnt, dass es sie gibt, aber ohne die nichts geht: zunächst natürlich die Geschäftsführung, dann Technik, Kulissenbau, Kostüme, Maske und und und.
Am Ende dieses Textes fällt uns auf: das ist ja gar kein Jahresrückblick geworden! Noch nicht einmal ein echter Halbjahresrückblick, denn die Saison begann ja erst im August. Tja, Thema verfehlt – der Jahresrückblick ging daneben. Aus uns wird eben einfach kein Frank Pinkus, dieser einmalige Glücksfall für unser kleines Theater am Rande einer großen Stadt! Egal – wir veröffentlichen unser Werk trotzdem.
Danke allen für ein wunderbares Jahr 2013! Wir trinken auf Euch und auf ein noch tolleres Jahr 2014!
Regina und Bernd Finken, Bremen